Steckbrief
Lage: Deutschland, Harz
Länge: ~100 km (je nach Route)
Dauer: 4-6 Tage
Schwierigkeit: leicht -mittel (je nach Route und Wetterlage)
Sagenumwobene Orte, kilometerweite Aussichten, dichte Wälder und wild-romantische Schluchten: Der Harzer-Hexen-Stieg nimmt dich mit in die vielfältige Geschichte des Harzes. Die Geologie des Bodetals lässt dich eintauchen in die Jahrmillionen dauernde Wandlung der Natur. Die historische Wasserwirtschaft gibt Einblicke in die vergangenen Zeiten des Bergbaus. Und am Wegesrand findet man immer wieder Hinweise auf die unterschiedlichsten Geisterwesen, welche den Harz so zahlreich bevölkern sollen.
Der Harzer-Hexen-Stieg führt einen durch das Wegenetzwerk des Harzes über 100 km von West nach Ost. Ob als Tageswanderung, Rundweg oder die ganze Strecke, der Hexenstieg kann auf unterschiedlichste Weise begangen werden. Jede Route hat seine eigene Geschichte, die auf einen wartet. Und vielleicht begegnest du sogar dem Brockengespenst.
Sehenswertes
Brocken
Schon seit Jahrhunderten ranken sich Legenden um den Brocken. Kein Wunder, da sich der Gipfel des Berges an mehr als 300 Tagen im Jahr hinter Wolken und Nebel verbirgt und Naturphänomene seltsame Erscheinungen, wie das Brockengespenst, kreieren. Erst sprach man von Geisterwesen, welche auf dem Berg ihr Unwesen trieben, später von Hexen.
Heutzutage ist der Berg ein äußerst beliebtes Ausflugsziel. Mit 1.141 m Höhe ist der Brocken der höchste Berg Norddeutschlands und ermöglicht eine herrliche Aussicht vom Gipfel, wenn die Wolkendecke doch einmal aufreißt.
Bodetal
Als „gewaltigstes Felsental nördlich der Alpen“ bezeichnete Goethe das schluchtartige Tal der Bode kurz vor der Stadt Thale. Über Jahrmillionen hat sich hier der Fluss in das Gestein geschnitten und hat eine einzigartige Landschaft hinterlassen. Durch seine Tiefe von bis zu 250 m verfügt das Tal über ein lokales Mikroklima, wodurch ein Rückzugsraum für viele seltene Pflanzen und Tiere entsteht.
Der Harzer-Hexen-Stieg führt mehr oder minder direkt am Ufer der Bode durch das Tal bis nach Thale. Auf diesem Abschnitt informieren viele Informationstafeln über lokale Besonderheiten und Legenden.
Rübeländer Tropfsteinhöhlen
n dem kleinen Ort Rübeland kann man die älteste Schauhöhle von Deutschland besuchen. Bereits seit den 1640er Jahren finden in der im 16. Jahrhundert entdeckten Baumannhöhle organisierte Führungen statt. Die Höhlen sind im Kalkgestein des Devons entstanden. Über viele Jahrmillionen bildeten sich faszinierende Formationen, die den einzelnen Räumen Namen wie Kristallkammer, Märchenkammer, Palmegrotte oder Schildkrötenschlucht gegeben haben. Auch kann man hier viele Knochen des heute ausgestorbenen Höhlenbärens entdecken. Eine weitere Sehenswürdigkeit sind die Grottenolme in der Herrmannhöhle. Sie sind die einzigen Grottenolme in ganz Deutschland und leben hier in einem künstlich angelegten See seit 1932 bzw. 1956.

Anfahrt
An beiden Endpunkten befinden sich sowohl ein Parkplatz wie auch eine Bushaltestelle am Bahnhof. Dadurch kann die Anfahrt zum Harzer-Hexen-Stieg sowohl mit dem eigenen Auto, als auch mit Bus und Bahn erfolgen.
Bus & Bahn
Wenn man den ganzen Weg von Osterode nach Thale geht (oder andersherum) ist die einfachste An- und Abreise mit Bus oder Bahn.
Osterode: Fernbusse halten hier pro Linie 1x am Tag. Regionalbahnen halten hier stündlich.
Thale: Regionalbahnen halten hier stündlich. Fernbusse halten hier nicht, doch gibt es gute regionale Busverbindungen nach Quedlinburg und Blankenburg.
Quedlinburg/Blankenburg: Fernbusse halten hier pro Linie 1x am Tag.
Vor Ort kann man fast alle regionalen Busse mit dem kostenlosen HATIX-Ticket benutzen. (Seit 2020 gilt dies auch für den Teil westlich des Brockens (Goslar)). Das Ticket erhält man in der Unterkunft, wenn man die Kurtaxe bezahlt (2-3€ pro Nacht). Infos gibt es hier.
Auto
Für Autos befinden sich an beiden Startpunkten Parkplätze. Sollte man den Weg als ganzes wandern, ergibt sich das Problem, zurück zum Auto zu kommen. Hierfür sind mit Bus und Bahn mindestens 3 Stunden einzuplanen. Die Busse und Bahnen müssen nämlich um den Harz herum fahren. Außerdem muss man noch umsteigen.
Begehungszeit
Theoretisch kann der Harzer Hexenstieg das ganze Jahr über begangen werden. Beliebt sind hier vor allem der Frühling, wenn alles anfängt zu erwachen und der frühe Herbst mit seinen schönen Farben. Die Unterkünfte (auch viele Campingplätze) haben das ganze Jahr über geöffnet. Auch die An- und Abfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist zu jeder Jahreszeit möglich.
Einzig der Abschnitt des Bodetals ist im Winter (solange Schnee und Eis liegt) gesperrt. Für diese Zeit findet man einen Alternativweg ausgeschildert, welcher oberhalb des Bodetals zum Hexentanzplatz verläuft
Infrastruktur
Weg
Der Harzer Hexenstieg besteht aus einem Netzwerk von Wegen, die man mehr oder weniger nach belieben kombinieren kann, und umfasst 150 km. Die sogenannte Nordroute ist die bekannteste Route, doch kann man die 2. und 4. Etappe gegen eine südlichere Route tauschen, um z.B. den Brocken zu umgehen. Es ist dadurch außerdem möglich, eine Rundtour zu absolvieren, wenn man z.B. sein Auto an einem Ort geparkt hat.
Die Wege bestehen größtenteils aus breiteren Forstwegen. Doch es gibt auch einige Abschnitte auf kleineren Pfaden. Wegen dem starken Borkenkäferbefall im Nationalpark Harz ist der Abschnitt vor dem Torhaus zur Zeit gesperrt. Deswegen wird man hier umgeleitet. Der Alternativweg beinhaltet einen etwas steileren Abschnitt, für den ich Wanderstöcke definitiv empfehle.
Unterkünfte
An der Strecke befinden sich genügend Unterkünfte. Hier gibt es eine Übersicht über die gängigsten. Sollte man im Low-Budget Bereich unterwegs sein, sollte man sich ein Zelt mitnehmen. Geldlich zwischen den Hotels/Pensionen und den Campingplätzen gibt es noch Herbergen:
Anbindung
Die Etappen sind so angelegt, dass sie entweder nahe einem etwas größeren Ort enden oder sich die Möglichkeit bietet, mit dem Bus in den nächstgrößeren Ort zu fahren. Dadurch sind alle Etappen auch einzeln begehbar. Da hier jedoch verschiedene Landkreise zusammentreffen, habe ich hier die Seiten der verschiedenen Verkehrsbetriebe aufgelistet:
– Osterode – Altenau
– Torfhaus (Bus 820)
– östlich des Brockens (Bereich Wernigerode) – allg. Netzplan
In der Region kann man mit dem HATIX Ticket kostenlos mit fast allen Bussen fahren. Das Ticket erhält man in der Unterkunft, wenn man die Kurtaxe bezahlt (2-3€ pro Nacht). Dann erhält man auch ein kleines Heftchen mit weiteren Vergünstigungen für die jeweilige Region.
Einkaufsmöglichkeiten
Man sollte sich in Osterode oder Thale mit genügend Verpflegung eindecken, weil es keine Möglichkeit gibt, am Wegesrand einzukaufen. An der Strecke gibt es immer wieder Gasthäuser zu finden und so ist für das leibliche Wohl gesorgt. Wenn man sich vegan ernährt, sollte man sich auf diese jedoch nicht verlassen, weil sie meist eine eher typisch deutsche Küche anbieten.

Harzer Wandernadel
Was ist die Harzer Wandernadel?
Die Harzer Wandernadel ist ein Auszeichnungssystem von aktiven Wanderern im Harz. Hierzu sind 222 Stempelstellen im Harz verteilt. In kleinen Heften kann man diese Stempel sammeln und nach Vorlage des Heftes Wanderabzeichen erwerben.

Die Stempelstellen sind oft an Aussichtspunkten, kulturell oder geschichtsträchtigen Orten, sowie Orten mit geologischen oder botanischen Besonderheiten. Die Stempelstellen befinden sich fast immer an Orten, die nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht werden können. Sie befinden sich in kleinen grünen wetterfesten Stempelkästen, die auf Pfosten oder an Hütten befestigt sind. Man könnte sie als eine Art Vorläufer des Geocachings bezeichnen.
Welche Stufen gibt es?
– 8 Stempel: Harzer Wandernadel in Bronze
– 16 Stempel: Harzer Wandernadel in Silber
– 24 Stempel: Harzer Wandernadel in Gold
– 50 Stempel: Harzer Wanderkönig
– 111 Stempel: Harzer Steiger (111 verschiedene Stempelstellen, davon 22 spezielle Bergbaustellen)
– 150 Stempel: Harzer Kaiserschuh
– 222 Stempel: Harzer Wanderkaiser
Welche Themenabzeichen gibt es?
– Harzer-Hexen-Stieg (das dazugehörige Stempelheft bietet zu den jeweiligen Stempelorten kleine wissenswerte Erläuterungen über Geschichte und Geologie)
– Goethe im Harz
– Harzer Grenzweg
Wo kann ich die Abzeichen bekommen?
Die Abzeichen erhält man gegen Vorlage des Stempelbuches in verschiedenen Vertriebsstellen überall im Harz. Eine genaue Auflistung aller Orte findest du hier.
Die Hexen vom Brocken
Obwohl bereits um das Jahr 1300 von Geisterwesen auf dem Brocken die Rede war, tauchte der Begriff „Hexe“ erst im 16. Jahrhundert auf. Und zwar zu einem Zeitpunkt als die Hexenverfolgungen bereits in vollem Gange waren. Durch die Hexenprozesse wurde auch zum ersten Mal ein Datum genannt (1.Mai), welches sich bis heute hält.
Erst seit Ende des 17. Jahrhunderts gilt der Brocken allgemein als DER Versammlungsort von Hexen in Deutschland schlechthin. Dies ist einem Buch zu verdanken, welches zu jener Zeit veröffentlicht wurde. Spätestens seit Goethes „Faust“ sind der Brocken und die Hexen ein für alle Mal miteinander verbunden.
Wer mehr über Hexerei und dunkle Mächte erfahren möchte, dem kann ich einen Besuch des Obscurum in Thale empfehlen. Ferner gibt es viele Sagen und Legenden rund um den Harz, welche du hier findest.
Meine Reise auf dem Harzer Hexenstieg
Handynetz
Die Netzabdeckung auf dem Harzer Hexenstieg ist noch ausbaufähig. Grundsätzlicher Empfang ist meistens gegeben, doch wenn man sich auf das Internet verlassen will, sollte man vorsichtig sein. Auch das GPS Signal (zumindest bei meinem Smartphone) ließ ab und zu zu wünschen übrig. Denn es schickte mich mehr als einmal in die Walachei (ca. 150m abseits meiner eigentlichen Position).
weitere Wege
Der Harz ist von einem wahren Netzwerk an Wanderwegen durchzogen. Hier bietet sich alles von wenigen Kilometern bis hin zu Mehrtageswanderungen.
Eine Wanderkarte für den gesamten Harz findest du hier*.
Teufelsstieg (26 km)
Als Ganztagswanderung geeignet, führt dieser Weg in Nord-Süd-Richtung von Elend nach Bad Harzburg über den Brocken. Die Schwierigkeit in diesem Weg liegt in seinem steilen Aufstieg zum Brocken über den Eckerlochstieg.
Karstwanderweg im Südharz (~230 km)
Wer noch länger als auf dem Harzer-Hexen-Stieg unterwegs sein möchte, kann sich die Karstlandschaft des Harzes an dessen Südseite ansehen. Er klärt der Weg über ökologische Zusammenhänge in der Natur auf. Darüber hinaus verbindet er mehrere Naturschutzgebiete, sowie Natur- und Kulturdenkmäler. Am Wegesrand findet man viele Erläuterungstafeln, welche u.a. über Geologie, Landschaft, Umweltschutz und Siedlungsgeschichte informieren. www.karstwanderweg.de